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Glen Hansard + Feist
Glen Hansard + Feist

Sa 19.08.17 -  Winterthurer Musikfestwochen, Winterthur

GLEN HANSARD

Diesmal spielt er allein, aber wenn einer keine Big Band braucht: dann Glen. Dafür sei er dieses Mal nüchtern, meint er, das letzte Mal hat er mit seiner Band am frühen Morgen noch die geheimsten Plätze von Winterthur erkundigt.

Selten schafft es einer allein die ZuschauerInnen dermassen zu berühren, dass den einen sogar Tränen runterkullern. Und selten kotzt sich einer auf der Bühne die Seele aus, so unaffektiert ehrlich und ohne jegliche Hemmungen.

Man kennt ihn vom Musikfilm „Once“ her, und seinem dazugehörigen betörenden Soundtrack (- für den Song „Falling Slowly“ erhielt er 2008 gar den Oscar für den Besten Song) , aber er kann auch viel bluesiger.

Er erzählt, seine Mutter lasse sich nicht beim Bingospiel unterbrechen, wenn er sie jeweils per Telefon an den Geburtstag seines Bruders erinnert. Und wie er mal ein verrücktes Mädchen geheiratet hat, im Glauben sie so bändigen zu können. Und wie surreal es ist, dass seit ein paar Jahren neben seinem Tourbus Menschenkarawanen am Strassenrand entlang ziehen. Das hat ihn dazu bewegt aktiv zu werden und wenigstens etwas in Dublin gegen Obdachlosigkeit zu tun. Er, der selber als Strassenmusiker angefangen hat, engagierte sich seit da fürs Shelter Home Sweet Home www.homesweethome.irish

In seinem wunderbaren Folk-Song „Vigilante Man“ (Cover von Woody Guthrie, 1972) nimmt er in seinem umgeschriebenen Text Trump auf die Schippe, und dessen törichten Plan eine Mauer zwischen den USA und Mexiko zu bauen: “Oh, Trump / He wants to build a wall / eight thousand miles wide and a hundred miles tall / And he’ll pay those who build it nothing at all.”
 


 

Und wenn Glen zum Abschluss ohne Mikrophon „Say it to me now“ anstimmt, verstummen gar die johlenden Winterthurer in der hintersten Ecke der Steinberggasse und lauschen gebannt der Gewaltsstimme. Da springt direkt ein Stück bärtige, irische Wahrheit rüber.



FEIST

Hart ist’s, nach Glen Hansard die Bühne zu rocken. Doch Feist beweist, burschikos und zugleich fragil-elegant, sie hats drauf. Und das am letzten Konzert nach viereinhalb Wochen Tournee.

Federleicht und absolut mühelos fliegen ihre Finger über die Saiten ihrer diverser Gitarren, und verzaubert das Publikum mit ihrer Erscheinung und der rauschigen und doch glasklaren Stimme. Hin und wieder blitzt das kreisrunde Tattoo, das ihren Bauchnabel zäumt, zwischen ihrem knappen Jupe und dem kurzen Strickoberteil auf.

Ein mystisches Bild vermittelt sie. Wie die Szenerie als sie den Song „The Wind“ schrieb:

 
 

Rudernd im Kajak, weit und breit keine Seele, am Secret Bay, the most beautiful place in all of Canada. So präsentiert sie uns in der Steibi das im Frühling 2017 erschienene Album „Pleasure“ in einem Guss, - mitunter sehr anspruchsvolle Tracks. Sehr geniesse sie, endlich mal an einer Openair-Location zu spielen, wo man ein ganzes Album durchspielen kann, mit auch leisen Songs. Vor einem aufmerksamen Publikum, das nicht abgelenkt ist von einer lauten ntsntsnts-Bühne direkt nebenan. Zuweilen eine galoppierende Kompositionswucht, unterlegt mit elektronischen Effekten und Bassklangteppich, mal mit Loop-Effekt, mal mit feinen jazzigen Gesangseinlagen - Feist überzeugt auf jeden Fall mit Originalität und Abwechslungsreichtum. Alte Fans vergessen beinahe, dass sie auf die grossen alten Hits warteten. Und nach Glen’s Vorbild schafft sie es schliesslich noch das Publikum zum Sing along zu bewegen, und zwar so, dass niemand mehr aufhören mag, und alle noch lange nach dem Konzert die Melodie vor sich her summen. → Hier geht es zur kompletten Bildstrecke

 

Danke, Musikfestwochen Winterthur!

Montag, 28. August 2017 | judith