ALLE KONZERTE IN DEINER STADT

Benjamin Booker ist jung, 27 Jahre alt, doch er ist keiner, der sich einfach durchs Leben treiben lässt. Er denkt. Viel. Immer. Und darum brodelt es im Afroamerikaner, der seine Kindheit in Florida verbrachte und später nach New Orleans zog. Er stellt sich Fragen. Wichtige Fragen. Auch auf seinem neuen Album: „Werde ich Zeuge sein? Ist das genug in der heutigen Zeit?“ Schon sein Debüt rüttelte auf und David Letterman oder Jack White holten den Rastlosen mit der Reibeisenstimme schnurstracks in ihre Shows. Auf dem Nachfolger „Witness“, der während einer Auszeit in Mexiko entstanden ist, also in der Fremde, wo der Blick auf die Heimat noch ungetrübter ausfällt, spielt sich Booker gefühlsvoll bis ekstatisch durch die Sounds der letzten Jahrzehnte und sprengt sich mit Soul, Blues, Garagen-Rock und keiner Geringeren als Mavis Staples als Gastsängerin durch zu engmaschige Stilschubladenraster. Seine Stimme ist heiser, gerade so als hätte das ewige Reiben am Leben auch auf Bookers Gesang abgefärbt. Im Song „Witness“ („we thought that we saw that he had a gun“) prangert der Blues-Punker den Rassismus in den USA an, die tödlichen Schüsse weisser Polizisten auf schwarze Jugendliche. Nur Zeuge ist Benjamin Booker längst nicht mehr. Er rüttelt sich und uns auf, mit seinem „Soundtrack für das 21. Jahrhundert“, der Tatsache, dass er sucht, aber nicht findet, was er sich von dieser Welt erhofft. Oder anders gesagt: Wer Teju Cole liest, sollte auch Benjamin Booker zuhören.