ALLE KONZERTE IN DEINER STADT

In ihren Zwanzigern spielte Tor Maries in verschiedenen Bands. Doch der Funke wollte nicht so richtig überspringen. Bis sie, ganz allein, an einem Konzert von Sleaford Mods von deren Style aus motzigem, sozialkritischem Sprechgesang, Punk und HipHop erleuchtet wurde. Die Begegnung der besonderen Art führte zu Kollaborationen mit dem Duo aus Nottingham, etwa dem Track „Mork n Mindy“. Solo startete Tor Maries als Billy Nomates durch, angelehnt an „Billy no mates“, dt. eine Person ohne Freund:innen. Auf ihrem Debüt verschaffte sich Billy Nomates die Luft, die sie zum Atmen brauchte. Die Basslinien mischte sie ganz nach vorn, begleitet von straighten Beats und verzerrten Gitarrenklängen oder Synthesizern: „Well, back in my day/I had nothing/We lived in happy misery“ rief sie uns zu und „I won’t shave everything off, I’m not twelve.“ Während wegen Corona Runterfahren angesagt war, nutzte Billy Nomates ihre Musik als Mittel des Widerstands und des Ausbruchs. Den brandneuen Nachfolger nennt sie schlicht: „CACTI“. Kakteen seien Überlebenskünstler:innen, sagt sie – wie die Menschen in England, die nicht mehr wissen, wie sie durch den Tag kommen sollen. Je länger man Billy Nomates zuhört, desto mehr rüttelt ihre wortgewaltige Ansage auf: etwa im Powerpop-Song „Balance is gone“. Tor Maries zeigt den depressiven Episoden im Kopf den Mittelfinger. Immer mit vollem Körper- und Gripseinsatz.